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Die Geschichte der Quadriga und ihr Besuch in Hagen

Das Brandenburger Tor in Berlin ist ein frühklassisches Triumphtor, das im Berliner Ortsteil Mitte steht. Es wurde als Abschluss der zentralen Prachtstraße der Dorotheenstadt des Boulevards " Unter den Linden" in den Jahren von 1789 bis 1793 auf Anweisung des preußischen Königs Friedrich Wilhelm II. nach Entwürfen von Carl Gotthard Langhans als Friedenstor errichtet. Auf der Attika steht als krönender Abschluss über der mittleren Tordurchfahrt die Quadriga. Der Künstler Johann Gottfried Schadow entwarf die griechische Friedensgöttin Eirene, die in ihrem Streitwagen von einer Pferdegruppe von vier Pferden gezogen wird. Als Siegeszeichen hält sie eine Stange mit Eichenkranz und Adler. 

Johann Gottfried Schadow

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Ursprünglich bestand das von der Eirene getragene Siegeszeichen „aus einem an einem Speere befestigten Helm, Panzer und zwei Schilden. Da das Siegeszeichen aus der Ferne jedoch eher wie eine Laterne ausgesehen haben soll wurde es doch abgeändert.
So entwickelte sich das Brandenburger Tor mit ihrer Quadriga zum Nationalsymbol.

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Leider wurden ab dem Jahr 1792 große Teile der damaligen deutschen Länder von Napoleon mit seinen frnzösischen Truppen besetzt. Kriege wurden geführt.

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Napoleon Bonaparte

In den Verhandlungen nach der preußischen Niederlage von Jena und Auerstedt hatte Napoleon sich auch die Übergabe von Kunstwerken ausgesprochen, So hatte er mit dem Baron Dominique Vivant Denon gleich einen Kunstsachverständigen dabei, der kurz nach dem Einzug der Franzosen am 27. Oktober 1806 in Berlin zweimal Schadow in seinem Atelier besuchte. Sein Hauptanliegen: Er wollte die Quadriga. Schadow und andere Berliner Honoratioren richteten eine Bittschrift an Napoleon, warnten vor drohender Beschädigung der Figurengruppe – vergebens. Der Brief hatte Napoleon nicht mal erreicht. Also wurde der Potsdamer Kupferschmied Emmanuel Jury, der die Gruppe nach Schadows Modell angefertigt hatte, mit dem Abbau betraut. Dominique Vivant Denon hatte den Auftrag in den eroberten Gebieten Kunstschätze für das Musée Napoleon, den heutigen Louvre zusammen zu tragen. Auf Weisung Napoleons wurde unter Aufsicht Denons die Quadriga Anfang Dezember 1806 vom Brandenburger Tor genommen und als Trophäe nach Paris geschickt. Hierzu wurde sie zerlegt, in zwölf Kisten verpackt und ging am 21. Dezember 1806 auf Reise nach Frankreich. Zunächst ging es auf dem Wasserweg nach Hamburg, von dort mit dem Schiff über die Nordsee. Danach wurde die Quadriga über den Rhein transportiert und gelangte über französische Kanäle nach Paris, wo sie am 17. Mai 1807 im Hafen Saint-Nicolas eintraf. Ursprünglich wollte Napoleon die Quadriga auf einem neu zu erbauenden Triumphbogen aufstellen lassen. Später verfügte er die Aufstellung auf der Porte Saint - DenisDurch Abbau, Zerlegung und Transport waren zahlreiche Beschädigungen entstanden, so dass die Quadriga in Paris zuerst restauriert werden musste. Hierzu wurden die Einzelteile der Quadriga in den Louvre gebracht und in der dortigen Orangerie aufgestellt. Die Arbeiten führte der Kupferschmied und Ziseleur des Louvre, Christian Caulers durch. Als im Herbst die Orangerie wieder für die Orangenbäume benötigt wurde, verlegte man die Quadriga in das Hôtel des Menus-Plaisirs. Nach Abschluss der Restaurierung wurde die Quadriga im Juni 1808 wieder zurück in den Louvre gebracht und dort ausgestellt.  Zum Aufbau auf der Porte Saint-Denis kam es nicht mehr.

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Nach der Demontage verblieb auf dem Brandenburger Tor nur das senkrecht stehende Befestigungseisen der Eirene zurück, das wie ein Stachel auf dem Tor wirkte. Mehr als das Fehlen der Quadriga selbst, erinnerte dieser „Stachel“ die Berliner immer wieder an die aus ihrer Sicht erduldete Demütigung. In Preußen wurde die Verbringung der Quadriga als „bittere Schmach und Hohn“ empfunden. 

Nach den gewonnenen Befreiungskriegen marschierte die preußische Armee am 31. März 1814 in Paris ein. Am 4. April meldete der Feldmarschall Gebhard Leberecht von Blücher nach Berlin, dass die Quadriga gefunden sei und der König ihre unverzügliche Rückführung nach Berlin befohlen habe.
Eirene die Friedensgöttin wurde jetzt kurzerhand zur Siegesgöttin und bekam ihren Namen          " Viktoria". 
Die Quadriga wurde in 15 Kisten verpackt und Anfang April 1814 auf dem Landweg über Compiegne, Novon, La Fere, Saint Quentin, Beaumont, Brüssel, Louvain, Tirlemont, Saint Trond und Lüttich in den deutschen Raum nach Aachen verbracht.
Die Aachener hatten Pech gehabt. Die Nachricht, wann der Triumphzug aus Paris durch die alte Kaiserstadt fahren würde, war zu spät eingetroffen und alle Bemühungen, noch schnell etwas auf die Beine zu stellen und der berühmten Besucherin alle militärischen Ehren zu erweisen, liefen ins Leere.
Düsseldorf hatte mehr Glück. Schon aus der Ferne sah man die Wagenkolonne ankommen, Stunden vorher war „die ganze Gegend bei dem neuen Hafen von Menschen bedeckt“, wie es in einem zeitgenössischen Bericht heißt. „Sobald man die Wagen, auf welchem jenes Kunstwerk transportiert wird, auf dem jenseitigen Ufer des Rheins erblickte, wurden sie auf dem diesseitigen mit allgemeinem Jubelgeschrei bewillkommt, und die zum Behuf der Überfahrt damit beladenen Kähne wurden, als sie diesseits in den neuen Hafen einliefen, von den am Ufer versammelten Stadt-Behörden unter Kanonendonner und unter dem Läuten der Glocken empfangen.
Weiter ging es über Elberfeld und Schwelm nach Hagen.
Dort übernachtete die Quadriga wieder das erste mal auf preussischen Boden.
Aber lesen wir dazu den Zeitungsbericht aus der Zeitschrift Hermann vom 17.Mai 1814.

 

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Quelle: Hagener Stadtarchiv

Weiter ging es über Hamm, Bielefeld, Minden, Hannover, Halberstadt, Schönebeck, Magdeburg, Brandenbur/Havel, Werder und Potsdam zurück nach Berlin.Überall auf dem Weg wird der Konvoi mit triumphalem Jubel empfangen. Eine Frau aus Minden hat eine Rose aus Paretz, dem Lieblingsort der Königin Luise, an einer Transportkiste befestigt. Ein Bewohner der Stadt Bielefeld dichtet zur Ehre Viktorias. Karikaturen, die Galgen mit napoleonischen Wappen darstellen, werden gemalt und dem Geleit überreicht.Sicher ist, dass die Quadriga inzwischen zum Symbol des aufkeimenden deutschen Nationalgefühls geworden war. 

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Am 9. Juni traf die Fracht in Zehlendorf bei Berlin ein und wurde zur erneuten Restaurierung in das Jagdschloss Grunewald gebracht. Für die Restaurierung wurde die Küche im Ostflügel des Schlosses in eine Schmiede umgebaut.Mit der Leitung der Wiederaufstellung war der Bauassessor und spätere Baurat Johann Friedrich Moser beauftragt worden. Bereits am 18. April 1814 ließ Moser die Arbeiten am Brandenburger Tor beginnen. In die Decke der mittleren Durchfahrt wurde eine Öffnung geschnitten, um Baumaterial und Werkzeug in das hohle Gebälk des Tores hinaufzuziehen. Weiterhin wurde die bei der Demontage der Quadriga beschädigte Kupferabdeckung des Tores aufgenommen, ein Schutzgitter aufgestellt und im Gebälk eine provisorische Werkstatt eingerichtet, für die dort ein Herd gemauert wurde. 
Die Restaurierung der Quadriga dauerte vom 19. Juni bis zum 18. Juli 1814. Durchgeführt wurde sie von Mechanikus Hummel. Einzelne Teile, die neu anzufertigen waren, lieferte wieder Emanuel Jury, der bereits früher Teile der Quadriga angefertigt hatte. Neben der Beseitigung der Transportschäden erhielt auch die Viktoria ein neues Siegeszeichen. Den Entwurf hierfür fertigte Karl Friedrich Schinkel im Auftrag von Friedrich Wilhelm III. an. Der bisherige Lorbeerkranz wurde durch einen Eichenkranz ersetzt, der ein Eisernes Kreuz mit der Jahreszahl ‚1813‘ umschließt. Auf der Basis des Entwurfs fertigte der Berliner Bildhauer Haensch ein Holzmodel an. Da die Zeit bis zum Einzug des Königs durch das Brandenburger Tor nicht mehr ausreichte, um das Siegeszeichen in Kupfer auszuführen, wurde das Holzmodell mit Ölfarbe gestrichen, das Eiserne Kreuz mit versilberten Messingstreifen eingefasst und an der Viktoria montiert.In zwei Wagenzügen wurden die Einzelteile der Quadriga in der Zeit vom 24. bis 27. Juni 1814 vom Jagdschloss Grunewald über Charlottenburg zum Brandenburger Tor gefahren, dies wieder unter reger öffentlicher Anteilnahme. Die Teile wurden mit einem Kran auf das Tor befördert, unter einem Zelt von Jury und Hummel zusammengefügt und auf dem Tor befestigt. Am Sonntag, den 7. August 1814 erfolgte dann der feierliche Einzug der Truppen nach Berlin. An ihrer Spitze ritt König Friedrich Wilhelm III., und beim Erreichen des Tores fielen die die Quadriga verdeckenden Zelthüllen. Das Tor hatte zur Feier des Tages zusätzlich einen Festschmuck erhalten. Die Quadriga war mit zwölf Kandelabern umstellt und mit Laub geschmückt. Abends beleuchteten Feuerschalen die Szenerie.Restarbeiten an der Quadriga dauerten noch bis zum 10. September 1814. Dazu gehörte die Herstellung des neuen Siegeszeichens in Kupfer. Den Adler fertigte Kupferschmied Thiemann, Eichenkranz und Kreuz wiederum Hummel. Der Kranz besteht aus 169 Eichenblättern in drei verschiedenen Größen und aus 90 Eicheln. Das Eiserne Kreuz war im Feuer schwarz lackiert worden und trug silberplattierte Einfassungen. Für die Berliner war die Quadriga nach ihrer Rückführung im Volksmund die „Retourkutsche“.

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